Am 11.04.2015 organisieren wir eine Exkursion inkl. Führung im ehemaligen Konzentrationslager Sonnenburg / Słońsk. Wir reisen gemeinsam mit dem Bus an, wenn ihr Interesse an einer Teilnahme habt dann meldet euch doch unter utopia-ffo[@]riseup.net
Aus Anlass der 70. Jahrestages des Massakers in Sonnenburg wurde am 30. Januar 2015 im rekonstruierten Museum von Słońsk eine neue Ausstellung zum KZ und Zuchthaus Sonnenburg eröffnet.
Wie kaum ein anderer Ort symbolisiert Sonnenburg mit Konzentrationslager und Massaker sowohl den Beginn als auch das Ende der 12 Jahre währenden Schreckensherrschaft des deutschen Faschismus.
Seit dem 3. April 1933 diente das Zuchthaus Sonnenburg als Berliner Konzentrationslager. Zu den weit über tausend Häftlingen gehörten überwiegend Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, aber auch der Publizist und spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, der Schriftsteller und Anarchist Erich Mühsam, der Rechtsanwalt Hans Litten und viele andere. Wegen der außergewöhnlichen Brutalität wurde das KZ durch im Ausland veröffentlichte Berichte als “Folterhölle” bekannt. Seit 1934 war das Zuchthaus vor allem Haftstätte für sicherheitsverwahrte und politische Gefangene.
Von 1942 bis 1944 wurden weit über 1500 Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Norwegen als “Nacht- und Nebel-Häftlinge” sowie Zwangsrekrutierte aus Luxemburg, die den Wehrdienst verweigerten, nach Sonnenburg deportiert. Viele starben oder gehörten zu den 819 Gefangenen, die in der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1945 von einem SS-Kommando erschossen wurden.
Die Verantwortung für das Massaker und die enge Verstrickung von Justiz, Gestapo und SS wurden 1947 im Nürnberger Juristenprozess aufgedeckt. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Staatssekretär im Justizministerium, Herbert Klemm, kam nach drei Jahren wieder frei. Der Freispruch gegen die Verantwortlichen des Massakers durch das Landgericht Kiel im Jahre 1971 verdeutlicht, dass die bundesdeutsche Justiz an einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen nicht interessiert war.
Auf Initiative des polnischen Staatsanwalts Dr. Przemysław Mnichowski, dem Leiter der lokalen Hauptkommission zur Erforschung der deutschen Verbrechen in Polen und der Zivilgesellschaft in der Region um Słońsk, konnte 1974 dort ein Museum errichtet werden.
In Zusammenarbeit mit dem Prorektor der Hochschule in Gorzów, Dr. Przemysław Słowiński, und dem Direktor des Museums Seelower Höhen, Gerd-Ulrich Herrmann, und Mitstreiter_innen des Arbeitskreises des VVN-BdA Berlin entstand eine neue ständige zweisprachige Ausstellung.
Anhand vieler neuer Exponate wird in Polnisch und Deutsch die Geschichte des Konzentrationslagers und des Zuchthauses erzählt. Mit einführenden Texten, zahlreichen Bildern, Kurzbiografien und Originaldokumenten wird beleuchtet, warum Sonnenburg erst zu einem der wichtigsten Konzentrationslager Berlins und Preußens wurde.
Eingeleitet wird die polnisch-deutsche Gesamtschau mit der Entstehung der preußischen Haftanstalt im 19. Jahrhundert und der Inhaftierung polnischer Freiheitskämpfer in den Jahren 1846 bis 1848. Ihren Abschluss findet die Exposition mit den Bemühungen der Gemeindeverwaltung und der Zivilgesellschaft in Słońsk, das Erinnern an die Verbrechen und das Gedenken der Opfer wach zu halten.
Wir reisen gemeinsam mit dem Bus ab Frankfurt (Oder) an.
Die Teilnahme ist kostenlos; um Spenden wird gebeten.
Bei Interesse bitte melden unter utopia-ffo@riseup.net.
Die Veranstaltung wird gefördert vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)