PM: Antrag auf Dezentralisierung der Asylsuchenden erneut abgelehnt

Pressemitteilung mit der Bitte um Veröffentlichung

Antrag auf Dezentralisierung der Asylsuchenden erneut abgelehnt/Utopia e.V. kritisiert Entscheidung scharf

Mit großer Enttäuschung und Empörung hat der Verein Utopia zur Kenntnis nehmen müssen, dass der erneut in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gestellte Antrag auf die dezentrale Unterbringung der bisher noch im Asylbewerber_innenheim Seefichten lebenden Migrant_innen abgelehnt wurde. Begründet wurde dies vor allem mit der nicht vohandenen rechtlichen Grundlage einer Unterbringung in Wohnungen.

Dies entspricht jedoch nur teilweise der Wahrheit. Laut dem bundesweit geltendem Asylverfahrensgesetz und dem Aufenthaltsgesetz ist die Unterbringung von Menschen mit dem Status „asylsuchend“ in sogenannten Gemeinschaftsunterkünften – dies meint das Asylbewerber_innenheim Seefichten – nach bereits 3 Monaten zu überprüfen. Das Bundesgesetz lässt hier bereits Spielräume zu, was die darauf folgende Wohnsituation betrifft: “Hierbei sind sowohl das öffentliche Interesse als auch die Belange des Ausländers zu berücksichtigen.”.
Migrant_innen mit dem Status der Duldung müssen nach Bundesgesetz nicht in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden. Warum dies in Frankfurt trotzdem geschieht, entzieht sich jedem Verständnis.

Dass das Wohnen im Asylbewerber_innenheim Seefichten nicht menschenwürdig ist, scheint einem Großteil der Stadtverordneten nicht klar zu sein. Es ist fraglich, ob sie sich die Zustände dort je wirklich vor Augen geführt haben. Denkbar wäre, dass die Stadtverordneten einen genaueren Einblick in das Leben der Flüchtlinge dadurch gewinnen würden, wenn sie für einen Zeitraum von mindestens drei Monaten ihren Wohnort nach Seefichten verlegten.

Die Flüchtlinge leben dort abgeschieden von der Frankfurter Gesellschaft in einem tristen, aus drei Wohnblöcken bestehenden Gebäudekomplex, der mit einem hohen Zaun umgeben ist. Die untergebrachten Menschen sind der ständigen Kontrolle durch den ansässigen Sicherheitsdienst ausgesetzt. Die gemeinschaftlich zu benutzenden sanitären Einrichtungen und Küchen sind teilweise in einem desolaten Zustand. Die Zimmer sind 12 m² groß und laut Asylbewerberleistungsgesetz für zwei Personen angedacht. Da das Heim derzeit nicht voll belegt ist, haben die Flüchtlinge diese Zimmer meist für sich allein zur Verfügung – ein schwacher Trost.

Es scheint somit klar, woran die Dezentralisierung der in Seefichten verbliebenen Flüchtlinge bisher scheitert – an der Finanzierung. Dass hier ein Leben in Würde gegen Geld abgewogen wird, ist verurteilenswert und zeugt von einem strukturellen Rassismus in Teilen der Stadtverordnetenversammlung. Der Gebäudekomplex ist nämlich im Besitz des Landes Brandenburg; dieses kofinanziert die Unterbringung der Flüchtlinge in Seefichten.

Mit der Ablehnung des Antrags auf Dezentralisierung scheint auch der Diskussion um mögliche Alternativen ein Ende bereitet zu sein. Denkbar wäre beispielsweise die Erhaltung des Heims für neu ankommende Asylsuchende und deren Unterbringung dort für eine Zeit von maximal drei Monaten. Anschließend sollte diesen dann eine eigene Mietwohnung zur Verfügung gestellt werden.

Utopia e.V. fordert daher die erneute Auseinandersetzung mit der Dezentralisierung der Migrant_innen. Eine Unterbringung aller Bewohner_innen in Wohnungen muss sofort erfolgen. Die dortige Wohnsituation ist nicht länger tragbar. Den Migrant_innen muss außerdem die Möglichkeit gegeben werden, nach den oft traumatisierenden Erfahrungen in ihren Heimatländern Zugang zu einem Leben inmitten der Frankfurter Gesellschaft zu finden. Solange dies nicht geschieht, bleibt das Gerede von einem „Freundlichen Frankfurt“ nur ein leeres Versprechen.

Frankfurt (Oder), den 01.06.2010

05.05.-07.05.2010 –Zug der Erinnerung

Eines der erfolgreichsten Projekte, bei dem Utopia e.V. als Kooperationspartnerin fungierte, war der Zug der Erinnerung. In der PM des Vereins heißt es dazu: „Drei Tage, vom 5. bis zum 7. Mai 2010, machte der “Zug der Erinnerung” im Bahnhof von Frankfurt (Oder) Station. Der Zug, der seit drei Jahren als mobile Ausstellung durch Deutschland und Polen unterwegs ist, dokumentiert die Schicksale von im Nationalsozialismus in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportierten Kindern. Auch der
Umgang der deutschen Gesellschaft insbesondere der Deutschen Bahn mit den im Nationalsozialismus für die Deportation Verantwortlichen sowie die Geschichte der Frankfurter Juden im NS waren Thema.


Die Ausstellung erfüllt zwei Funktionen: einerseits will sie an die Kinder erinnern, die der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer fielen. Andererseits will sie einen Ort der Bildung darstellen. Nur mit dem Wissen um die Grausamkeit des Nationalsozialismus kann dafür gesorgt werden, dass Ähnliches nie wieder geschieht.
Mit einer BesucherInnenzahl von insgesamt etwa 2500 Personen und 80 Gruppen aus Frankfurt und Umgebung kann die Ausstellung in Frankfurt (Oder) als ein voller Erfolg gewertet werden. “Die großen Zahlen haben unsere Erwartungen übertroffen. Wir freuen uns, dass der Ausstellung so viel Aufmerksamkeit durch die FrankfurterInnen gewidmet wurde.”, so ein Vertreter des Utopia e.V.. Vor allem Schulklassen fanden den Weg zum Bahnhof, um sich nach einer thematischen Einführung durch die Pädagogen den Geschichten der ermordeten Kinder zu widmen. Die Reaktionen nach dem Ausstellungsbesuch schwankten zwischen großer Betroffenheit über die Tragödie, die jedes Einzelbeispiel verkörpert, und Wut – Wut über die damaligen Täter einerseits und den heutigen Umgang der Deutschen Bahn mit ihrer Geschichte andererseits. Während die Deutsche Reichsbahn damals an den Deportationen verdiente, verlangt die Deutsche Bahn heute horrende Summen für die Vermietung der Gleise an den “Zug der Erinnerung”.


Der Utopia e.V. hatte sich dafür eingesetzt, dass der “Zug der Erinnerung” auf seiner Fahrt Station in Frankfurt (Oder) macht. Vor Ort war er für die Organisatoren der Ausstellung der lokale Kooperationspartner. Neben der unterstützenden Betreuung des Zuges und seiner BesucherInnen war der Verein vor allem für die Begleitveranstaltungen verantwortlich. Neben der gut besuchten Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch, bei der Bürgermeisterin Katja Wolle, Hans-Rüdiger Minow vom Zug der Erinnerung e.V., Janek Lassau vom Utopia e.V. sowie Jakub Molchadski, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt (Oder), Redebeiträge leisteten, fanden seit Dienstag Diskussions- und Filmveranstaltungen, eine Stadtführung sowie ein Konzert – mit finanzieller Unterstützung des Quartiersmanagements im Rahmen des Förderprogramms “Soziale Stadt” – statt. Trotz des auch an diesen Formen der Auseinandersetzung gezeigten Interesses waren die Besucherzahlen bei den Begleitveranstaltungen teilweise ausbaufähig.“

25.03.2010 – Antira-Demonstration: „Versprochen ist versprochen – Bewegungsfreiheit für Asylsuchende jetzt!“

Um gegen rassistische Zustände aufmerksam zu machen, organisierte der Utopia e.V. im März 2010 eine Demonstration gegen Residenzpflicht und die zentrale Unterbringung der Asylsuchenden im Heim Seefichten in Frankfurt (Oder). Unter dem Motoot „Versprochen ist versprochen – Bewegungsfreiheit für Asylsuchende jetzt!“ wurde auch der Fall des Asylsuchenden Joseph M. thematisiert: er sprang wegen drohender Abschiebung aus dem Fenster der Ausländerbehörde und ist seit dem querschnittsgelähmt. Die Stadt versprach, seinen jetzigen Hauseingang behindertengerecht zu machen – bis dato war dies nicht erfolgt.

25.03.2010 Antira-Demo

Um gegen rassistische Zustände aufmerksam zu machen, organisierte der Utopia e.V. im März 2010 eine Demonstration gegen Residenzpflicht und die zentrale Unterbringung der Asylsuchenden im Heim Seefichten in Frankfurt (Oder). Unter dem Motto „Versprochen ist versprochen – Bewegungsfreiheit für Asylsuchende jetzt!“ wurde auch der Fall des Asylsuchenden Joseph M. thematisiert: er sprang wegen drohender Abschiebung aus dem Fenster der Ausländerbehörde und ist seit dem querschnittsgelähmt. Die Stadt versprach, seinen jetzigen Hauseingang behindertengerecht zu machen – bis dato war dies nicht erfolgt.

22.12.2009 – Pressemitteilung „PNN und Verfassungsschutz diskreditieren Inwole e.V.“

Pressemitteilung mit der Bitte um Veröffentlichung

Stellungnahme des Utopia e.V. zu den Vorwürfen gegen die Potsdamer Initiative Inwole e.V.

Am 12.12.2009 war in den “Potsdamer Neuesten Nachrichten” (PNN) in einem Artikel von Thomas Metzner und Henri Kramer (1) nachzulesen, dass der in Potsdam ansässige Verein Inwole auf seiner Internetseite für gewalttätige Auseinandersetzungen auf dem Kopenhagener UN-Klimagipfel wirbt. Zugespitzt wurde der Artikel mit der Erwähnung, dass die Arbeit und der Unterhalt des Vereins zum Teil aus Bundesmitteln finanziert wird. Die beiden Autoren des Textes, der in ähnlicher Form bereits zuvor im “Tagesspiegel” erschien, beriefen sich dabei vor allem auf die Darstellung des Verfassungsschutzes Brandenburg und übernahmen diese unreflektiert. Die im Artikel formulierte Forderung, den Sachverhalt einer raschen Prüfung durch das Ministerium zu unterziehen, vertrat auch der CDU-Politiker Sven Petke.

Eine Gegendarstellung, welche die erhobenen Vorwürfe entkräftete, erschien seitens des Vereins zwei Tage später. Trotzdem konnte mit diesem der bereits angerichtete Schaden durch die Presse nicht mehr vollends begrenzt werden.

Es ist auffällig, dass sich Diskreditierungen linker Politik spätestens seit der Landtagswahl in Brandenburg häufen. Neben der wiederbelebten Extremismusdebatte werden Politik und Behörden nicht müde, Zusammenhänge zwischen Straftaten und politischem Aktivismus herzustellen – seien sie auch noch so weit hergeholt. Dies dient vor allem dem Ziel, linksalternative Politik zu schwächen und einem vermeintlichen “Linksruck” in Politik und Gesellschaft entgegenzuwirken. Linksalternative Politik bedeutet im Falle des Inwole: dass er sich seit Jahren für die Förderung innovativer Wohn- und Lebensformen einsetzt – dazu gehört eine entsprechend kritische Positionierung hinsichtlich der globalen Klimapolitik. Infolgedessen wird seitens der Behörden und Konservativen eine klare Stellungnahme zu diesem Thema als gewalttätig bezeichnet, was jedoch jeder Grundlage entbehrt.

Uns verbindet mit dem Verein eine langjährige Zusammenarbeit, die stets fruchtbar und beiderseits förderlich war. Der Verein Utopia aus Frankfurt (Oder) erklärt sich daher solidarisch mit Inwole e.V. und sieht diesen als Spielball einer seitens des Verfassungsschutzes und konservativer politischer Kräfte inszenierten Kampagne gegen linksalternative Politik und Initiativen, die sich als Vertreter_innen einer solchen verstehen. Es scheint bereits auszureichen, Straftaten und einen Verein, welcher sich links der Mitte für eine freiere, selbstbestimmtere Gesellschaft ohne Diskriminierung einsetzt, sprachlich in Beziehung zueinander zu setzen, um die Schwächung seines gesellschaftlichen Einflusses zu bewirken. Dies soll im Falle des Inwoles durch die Kürzung finanzieller Mittel geschehen, was für den Verein existenzbedrohend wäre. Dass eine solche Berichterstattung diese negativen Auswirkungen nach sich zieht, ist nicht hinnehmbar. Utopia e.V. fordert daher die Korrektur der medialen Darstellung, um den Imageschaden des Vereins wiedergutzumachen.

(1)”Aufrufe zur Gewalt – gefördert von Bund und EU”, http://www.pnn.de/potsdam/245351/? , letzter Zugriff: 20.12.2009.

Frankfurt (Oder), den 22.12.2009

17.10.2009 – 03.11.2009 – Veranstaltungsreihe „Rechtsextremismus“

Die Veranstaltungsreihe „Rechtsextremismus“ fand im Oktober und November 2009 statt und bestand aus drei etwa zweistündigen Vorträgen und einer etwa zweistündigen Stadtführung. Während sich die Vorträge mit anschließender Diskussion inhaltlich mit Ideologie, Struktur und Propaganda der extremen Rechten heute befassten, bot die angedachte Stadtführung einen Einblick in die nationalsozialistische Judenverfolgung in Frankfurt (Oder) und dem heutigen Gedenken an sie.

Die Veranstaltung wurde von den Jungdemokrat_innen/Jungen Linken Brandenburg und der Doris-Wuppermann-Stiftung gefördert.

Flyer der Veranstaltungsreihe

[Foto – an dieser Stelle war ein Foto, das bei dem Umzug unserer Website leider verloren gegangen ist]

10.11.-30.11.2008 – Aktionsmonat Flüchtlingspolitik

Der Aktionsmonat Flüchtlingspolitik hatte im Mittelpunkt eine Ausstellung zum Thema „Flüchtlingsleben in Frankfurt (Oder)“, welche sich mit dem Lebensalltag von Migrant_innen, die in Frankfurt (Oder) leben, befasst. Das Kleist Forum in Frankfurt (Oder) diete dafür 2 Wochen als Ausstellungsort.


In der Ausstellung, welche im Vorfeld vom Utopia e.V. selbst konzipiert und realisiert wurde, werden verschiedene Aspekte des Lebens von Asylbewerber_innen beleuchtet. Dies geschieht über die Auseinandersetzung mit den Flüchtlingen selbst, den Institutionen, mit denen sie in Kontakt kommen (Ausländerbehörde, Abschiebegefängnis, Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie, Flüchtlingsrat), und mit der Gesellschaft, in der sie leben. Mit Hilfe von Interviews und Fotografien wird ihre Situation beschrieben. Ein dazugehöriger Audioguide bietet neben den Schautafeln einen tieferen Einblick in die Thematik.


Neben der Ausstellung fanden verschiedene Begleitveranstaltungen zum Thema Migrationspoliik statt, so etwa mit Dr. Tobias Piper und Marcus Reinert, die mit den Teilnehmer_innen über Abschiebung von Asylbewerber_innen und die Brandenburg Härtefallkommission sprachen. Die Leiterin des Flüchtlingsfrauenhauses in Halle berichtete von der Situation von Frauen und ihren Kindern, die in der BRD Asyl suchen. Weitere Filme rundeten den Aktionsmonat Flüchtlingspoltik ab.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Lokalen Aktionsplans gefördert.

Plakat des Aktionsmonats

19.10.-25.10.2008 – Antifaschistisches Herbstcamp

Das einwöche, vom Verein Utopia in Zusammenarbeit mit Greenpeace Frankfurt (Oder), der Kindervereinigung Frankfurt (Oder) e.V. und dem Demokratischen Jugendforum Brandenburg (DJB) organisierte Herbstcamp in hatte zum Ziel, das Engagement lokal agierender politischer Jugendinitiativen, welche sich für den Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus einsetzen, zu fördern. Anhand der stattgefundenen Workshops wurde den etwa 50, vor allem junge Teilnehmer_innen, angeregt und befähigt, sich gegen diskriminierende und menschenverachtende Ideologien zu wehren und Stellung für ein solidarisches Miteinander aller unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit zu beziehen. Die Vermittlung antifaschistischer, antirassistischer und basisdemokratischer Werte und Inhalte hatte in diesem Zusammenhang Priorität.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Lokalen Aktionsplans gefördert.

Flyer und Plakat des Herbstcamps 2008